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Liebes-Trennung

 

24,06,16

Das Problem der Trennung von Liebenden

 

Darüber habe ich hier lediglich bruchstückhaft Hinweise (Zitate), mit denen ich persönlich aus meinem eigenen Wissen was anfangen kann. Diese Bruchstücke will ich hier darstellen. Ich denke, man/frau erlangt durchaus schon ein paar relevante Einblicke.

Zunächst aus dem Buch von Tilmann Moser ein VortragFamilienkrieg und Friedenskonferenz. Über Rituale von Trennung und Scheidung.“ in seinem Buch „Politik und seelischer Untergrund. Aufsätze und Vorträge“, Suhrkamp Ffm 1993. (S.180-197)

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<Ich spreche nicht als Gegner der Institution Ehe, sondern als  Therapeut, der sowohl mit der psychischen Reparatur wie mit der leidvollen Liquidierung von schwierigen oder unmöglichen Bindungen Erfahrungen gesammelt hat.> (S.182)

 

<…der gesellschaftlichen Pflicht, seelische Schäden, wenigstens für die betroffenen Kinder, zu mindern, aber auch für viele hilflose, leidende oder destruktiv agierende Erwachsene.> (S. 183)

 

<Die Verwundungen sind um so schlimmer, je mehr die Beziehung zu einer Verstrickung entartet ist. – Und um Verstrickungen handelt es sich in der Regel, wenn eine Ehe, erst recht mit Kindern, geschieden wird, und der Kampf um die Kinder und das Elend der Loslösung sich über Jahre noch hinziehen. … Wir wundern uns immer wieder, wie lange Haß, Rachephantasien, das Gefühl, verletzt oder betrogen worden zu sein, dauern können. … daß es Menschen auch nach langen Jahren nicht zu gelingen scheint, sich zu lösen und zu einer gewissen Autonomie, einem Ende der destruktiven Bezogenheit finden. - … Die Auseinandersetzungen gleichen Gespensterkämpfen, bei denen sich ewig gleiche Vorwürfe wiederholen.> (S. 184)

 

Nun kommt eine reichlich unklare, wenn auch sehr interessante Textstelle:

 

<Bei Bindungen, die auf seelischen Schäden beruhen oder sie heilen sollen, bewirken die Rituale der Vereinigung eine magische Bekräftigung der Verstrickung, … Solche Bindungen entwickeln selten Selbstheilungskräfte. Der andere ist ja ein Selbstanteil, ein Medikament, eine lebensnotwendige, wenn auch oft apersonale Ergänzung. Dies wird als Thema gefürchtet, verleugnet, durch Streit und Vorwürfe abgewehrt. Aber der Kampf der Vorwürfe bringt keine Klärung, weil das bindende Substrat [Fundament, M.A.] präverbale Qualitäten hat. Es sendet Signale ins Bewußtsein oder ins Vorbewußte, nämlich: „Allein bist du nicht lebensfähig.“ Die Angst verstärkt also die abnorme Bindung. Gleich dem sehr kleinen Kind erlebt der Partner das Nicht-Funktionieren des anderen im Sinne eines ergänzenden Organs oder als Teils oder eines Motors als gezielte Bosheit, als Schädigungs- oder Vernichtungswillen.> (S. 185/186)

 

<Im Haß geht es dann seelisch und oft auch real um Leben und Tod oder um ein befürchtetes oder reales Überleben als sozialer Krüppel und psychisch Behinderter. Das erklärt die Wucht der Kämpfe ums Bleiben wie ums Ausstoßen, der Kämpfe um die Kinder wie um Selbstanteile. Jemand, der keine Chancen zu einer Individuation gehabt hat, glaubt ohne die Krücke Partner oder Ehe nicht gehen zu können. … Häufig findet man die erschreckende Phantasie, die aber durchaus realistische Züge haben kann: Ich werde nie mehr jemanden finden, mit dem ich diese Art frühseelischer Komplettierung eingehen kann oder will. Die Desillusionierung ist sozusagen endgültig. Es gibt keine heilsame Trennungs- oder Reifungs- oder Wachstumsphantasie.> (S. 186)

 

<Das unaufhörliche Wühlen in den eigenen und fremden Wunden dient der Selbststimulation dort, wo Leere droht.> (S. 186)

 

Endzweck einer (therapeutischen) Beratung ist nach Tilmann Moser offenbar eine Art Aufbauleistung,

<… damit ein Selbstkern zu sich zurückfindet und Bewältigung oder neues Wachstum stattfinden kann…> (S. 187)

 

<Die mildere Form der Störung verknüpft zwar nicht Vernichtung, aber doch ein Eintauchen in Entwertung, Haß, fehlende Abgrenzung usw., mit einer Trennung,

ein Zerbrechlichkeitsgefühl, das seinerseits wieder demütigend ist, und eine Absenkung des Vitalitätsniveaus, von Initiative, Selbstwertgefühl und Selbstakzeptierung. Es fehlt im Untergrund eine Reserve an freudigem Gefühl für Autonomie und Bewährung, ebenso aber die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Getrenntheit und Distanz wie zur Zurücknahme von Haß und Selbstentwertung. Der inneren Akkumulation von Selbstentwertung kann oft nur durch die Entwertung des anderen entgegengearbeitet werden. Da die unbewußte Bindung aber fortbesteht, führt das nur zu einem negativen Zirkel.

In diesem Zusammenhang ist es bedrohlich, wenn die umkämpften Kinder auch den verlorenen oder verstoßenen Partner noch lieben: Es ist Verrat im Bunde mit dem Zerstörer der eigenen Ganzheit, die er oder sie unwiederbringlich mitgenommen zu haben scheint.> (S. 187)

 

Der letzte Teil dieses Zitats verweist als mögliche Folge jener Situation auf das PAS (Parental Alienation Syndrom). Diesen Fachbegriff erwähnt Tilman Moser nicht, jedoch kommt er ihm inhaltlich sehr nahe: siehe unten das Zitat von S. 195/196 bezüglich ‚Scheidungsverhandlungen‘.

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BING

Das Parental Alienation Syndrome (PAS), auch als Eltern-Kind-Entfremdung bezeichnet, ist ein Konzept, das 1985 von dem Kinderpsychiater Richard A. Gardner formuliert wurde. Es beschreibt die Situation, in der ein Kind dauerhaft und zu Unrecht einen Elternteil herabsetzt und beleidigt, oft im Zusammenhang mit einer Scheidung oder einem Streit um das Sorgerecht oder Umgangsrecht.

Die Merkmale des PAS sind:

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<… der in der Regression des Hasses und der Verzweiflung wieder in alte Verzerrungen und Verdächtigungen zurückfallen will. Denn die Wahrnehmungsverzerrung bei den einsamen Kämpfen in der Verstrickung ist ein Teil der Katastrophe.> (S. 194)

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Bing

In der Psychoanalyse bezeichnet die Regression einen Abwehrmechanismus, bei dem ein Mensch in eine frühere Entwicklungsphase zurückfällt. Dies geschieht als Reaktion auf Stress, Angst oder andere Belastungen. Dabei zieht sich das Individuum vorübergehend auf einfachere Verhaltens- und Beziehungsmuster zurück. Das Gegenteil der Regression ist die Progression1.

Die Regression ist aus psychoanalytischer Sicht ein Bewältigungsmechanismus, um mit Minderwertigkeits-, Schuld- oder Angstgefühlen umzugehen, die mit dem Scheitern verbunden sind.

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<Denn wie oft versuchen zerstrittene Paare zwar zu Absprachen zu kommen, aber der nächste Sturm kann sie, unter neuen Kränkungen und Vorwänden, hinwegfegen. Sie werden vergessen, verleugnet, verdreht oder in Haß und Angst einfach rückgängig gemacht.> (S. 194)

 

Zum Thema Scheidungsverhandlungen, Beratungen und dergl.

<Ein zentraler Punkt dürfte Form und Zeitpunkt der Hinzuziehung der Kinder sein. Auf jeden Fall gilt es, ihren Gefühlen gerecht zu werden und ihre Loyalitätsprobleme zu mildern. Auch sie müßten vor Zeugen aussprechen dürfen, wie es in ihrem Inneren aussieht, sie müßten ihrer Ambivalenz, ihrer Trauer, aber auch ihrer Hoffnung Ausdruck geben können, zu beiden Seiten positive Beziehungen zu haben. Eventuell hätten das auch Stellvertreter vorzubringen. Dies ist vielleicht sogar der wichtigste Punkt: Der am meisten gekränkte Elternteil, der oft die Neigung hat, den andern weitgehend auszuschließen, zu triumphieren und ihn zu entwerten, muß vor Zeugen sehen und es auch in der Zusammenfassung immer wieder hören, daß die Kinder beide Eltern weiter brauchen und daß andere Menschen Mitverantwortung dafür übernehmen, daß keiner Rachepolitik betreibt auf Kosten des Partners oder der Kinder. … Für alle Beteiligten geht es darum, gesehen, gehört und verstanden zu werden.> (S. 195/196)

 

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Das zweite Buch, das mir zu diesem Thema in die Finger gekommen ist, ist ein Lehrbuch: Klaus Dörner, Ursual Plog: Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrie Verlag Bonn 1992. Aus dem Kapitel: „Landschaft zwischen Preßlufthammer und trautem Heim“, S. 195 ff.  Dieses Kapitel wird allerdings nur als ein kleiner Teil des Großen Themas 7: „Der sich und andere niederschlagende Mensch (Depression)“ behandelt. Trotzdem gibt es ein paar interessante Zitate.

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<Dies landschaftslose, schmale und anfällige Gebilde der Partnerbeziehung soll nun sowohl als „trautes Heim“ die schon im Elternhaus nicht richtig erfüllten Geborgenheits- und Harmoniewünsche befriedigen als auch das Terrain für die noch größeren Wünsche nach Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit abgeben. Damit ist es endgültig überfordert, das traute Heim wird zum Kriegsschauplatz, zur Hölle eines gnadenlosen Machtkampfes mit allen Mitteln.> (S. 196)

 

<…warum wir nur im Rahmen einer Beziehung von mindestens 2 Menschen depressiv werden können. Denn auch, wenn schließlich einer als Opfer, der andere als Täter sich darstellt, einer depressiv, der andere entsprechend besonders vital ist oder geworden ist, so ist doch das ganze System der Partnerbeziehung diesen unerhört kräfteverschleißenden, niederdrückenden … liebevoll-gewalttätigen Weg gegangen. Denn der Schwächere schlägt sich und den Anderen ebenso nieder wie der Stärkere.> (S.197)

 

<Es ist für beide derselbe als eng und sinnlos geahnte Lebenskontext, der die Trauer- und Angstsignale auslöst, die beide nicht zu entschlüsseln riskieren. … Und da es sich um Abwehr von Angst und Trauer handelt, leiden beide daran und wird es für beide zunehmend unmöglich, den jeweiligen Selbsthilfeweg, der für beide zur Selbstzerstörung führt, durch Sprengung des System-Gefängnisses wieder zu öffnen.> (S. 197)

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Es gibt allerdings noch ein anderes Kapitel, das durchaus interessante Passagen hat, welche das Thema ‚Trennung‘ tangieren. Es ist eingebettet in das allgemeine Thema „Abhängigkeit, Sucht“ (S. 243 ff.) und lautet: „Was tun? – Beziehungen in Therapie und Selbsthilfe. 1  Kontext – Angehörige“ (S. 274 f.)

 

<Er [der Partner] muß das ewige Grübeln über Schuld ersetzen durch die Anerkennung des Umstandes, daß beide Seiten sich bisher gleichermaßen bemüht haben – wenn auch erfolglos.> (S. 275)

 

<Während dieser [der Patient] in seinem Symptom ein Ventil hat, sich sein Leiden erträglich zu machen, lebt der Angehörige [gemeint ist der ‚Partner‘] jahre- oder jahrzehntelang dasselbe tagtägliche Elend aus Angst, Sorgen, Mißhandlung, Demütigung, Erpressung. Sein Beziehungsgefängnis ist ein aussichtsloses Gemisch aus Liebe, Komplizenschaft, Kontroll- und Hilfsbedürnis, ohne eigene Hilflosigkeit zugeben zu können.> (S. 275)

 

<Denn der Weg ist immer derselbe: Einer von beiden oder beide müssen anfangen, sich nicht mehr – wie bisher – um den Anderen zu kümmern, sondern um sich selbst.> (S. 275)

 

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Bei einigen dieser Zitate gibt es durchaus Rätsel zu knacken. Das hier dargelegte ist jedoch das Einzige, was mir persönlich bislang an sozialwissenschaftlicher Literatur zu diesem wichtigen Thema zur Verfügung steht.

 

Bing

Die Sozialwissenschaften umfassen eine breite Palette von Disziplinen, die sich mit dem gesellschaftlichen Zusammenleben der Menschen befassen. Hier sind einige zugehörige Forschungsgebiete:

  • Soziologie: Untersucht soziale Strukturen, Interaktionen und Verhaltensmuster in Gesellschaften.
  • Pädagogik und Erziehungswissenschaft: Erforscht Bildung, Erziehung und Lernprozesse.
  • Psychologie: Untersucht menschliches Verhalten, Denken und Emotionen.
  • Politikwissenschaft: Analysiert politische Systeme, Institutionen und Prozesse.
  • Kommunikationswissenschaft: Erforscht Kommunikationsprozesse und Medien.
  • Wirtschaftswissenschaften: Untersucht wirtschaftliche Zusammenhänge und Märkte.
  • Ethnologie (Völkerkunde): Beschäftigt sich mit Kulturen und Traditionen verschiedener Völker.
  • Religionswissenschaft: Erforscht Religionen und spirituelle Praktiken.
  • Sozialpsychologie: Kombiniert soziale und psychologische Aspekte.
  • Bevölkerungswissenschaft: Analysiert Bevölkerungsentwicklung und demografische Trends.
  • Ja, die Psychiatrie hat tatsächlich Verbindungen zu den Sozialwissenschaften. Sie befasst sich nicht nur mit biologischen und psychologischen Aspekten psychischer Erkrankungen, sondern auch mit sozialen Einflüssen und gesellschaftlichen Faktoren. Dies umfasst Aspekte der Prädisposition, Manifestation, des Verlaufs und Ausgangs psychischer Erkrankungen sowie die Stigmatisierung psychisch Kranker in der Gesellschaft.

 

 

 

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